Der Pilz des Monat April 2023
Hast du schon mal von Morcheln gehört? Die kleinen, braunen Pilze, die so unglaublich lecker sein sollen? Ich auch! Aber ich muss dir etwas gestehen: Ich glaube, dass es die Morcheln gar nicht gibt.
Ich meine, hast du jemals selbst eine Morchel in Natura gesehen? Hast du schon einmal jemanden getroffen, der eine Morchel gefunden hat? Im Internet überschlagen sich die Morchelfinder seit Januar (! Ja! Januar!) mit ersten Bildern von Funden. Grösser! Schöner! Viele! Mein Pilzmentor behauptet, es gäbe sie sogar in meiner Nähe. Komisch aber, dass ich nie(!) eine einzige gefunden habe! Und ich habe wirklich hart gesucht. Ich habe gelernt, Eschen zu erkennen, ich weiss, dass Buschwindröschen, Bärlauch und Schneckenhäuschen Morchelanzeiger sind. Ich weiss, dass Morcheln kalkhaltige, feuchte (nicht nasse, auf keinen Fall nasse!) Böden lieben und richtige Diven sind, die nicht auf überdüngten Stellen wachsen, denen es nicht zu warm, aber auch ja nicht zu kalt und vor allem nicht zu windig sein darf. Und trotz allem, nirgendwo konnte ich eine einzige Morchel finden.
Also das stimmt nicht ganz, ich habe letztes Jahr eine gefunden. Am Rande einer vielbegangenen, asphaltierten, kinderwagentauglichen Wander-Autobahn. Mein Schrei hallte durch den Wald, erste Telefonhörer erschienen in den Händen von erschreckten Spaziergängern, entweder vorsichtshalber "117" tippend oder bereit, das nächste News-Scout-Video für eine Tageszeitung aufzunehmen, mein Partner winkte augenrollend und beschwichtigend ab, versichernd, dass soweit alles in Ordnung mit mir sei.
Nichts war in Ordnung! Die schönste Speisemorchel am Wegesrand, zerfressen, unbeachtet und ich ein paar Tage zu spät. Mein Elend war gross.
Vor zwei Nächten habe ich dann von vielen Morcheln geträumt. Als ich dies am Morgen meinem Partner erzählte, meinte er: "Weisst du noch, wo sie gewesen sind?". Scheinbar ist Morchel-Verrücktheit ansteckend. Vorsicht also.
perfekte Speisemorcheln, Foto @Wisi Iten (bekannt unter dem Namen "der Morchel-Zauberer")
Wissenswertes
Aber Spass beiseite, scheinbar gelang es zwei Biologen aus Dänemark nach 40 Jahren Forschung Spitzmorcheln über das ganze Jahr in Innenräumen zu ziehen und hohe Erträge erstklassiger Pilze zu ernten. Im Wissen, wie schwierig die Suche nach dieser Delikatesse ist, ein in meinen Augen absolut erstrebenswertes Ziel.
Auch der römische Kaiser Claudius liebte angeblich diese Pilze, was sich seine Frau Agrippina zu nutze machte, indem sie einem Morchelgericht Knollenbätterpilze beifügte. Eine andere Geschichte besagt, dass die Verwechslung der Morchel mit der verwandten, giftigen Lorchel, zum Tod von Buddha geführt haben soll.
Darum ganz wichtig: frische Morcheln ausreichend lang kochen (>10min) oder in einer gut belüfteten Umgebung trocknen, bevor sie weiter verarbeitet werden. Das hitzestabile Toxin verdunstet beim Trocknen und der Geschmack des Pilzes intensiviert sich.
Immer ganz wichtig: Sei dir der möglichen Verwechslungspartner bewusst und iss keine Pilze, welche du nicht 100% richtig bestimmen kannst oder einer Pilzkontrollperson vorgelegt hast.
Hast du schon Morcheln gefunden? Falls ja bist du verpflichtet, hier einen Kommentar zur hinterlassen! Ich freue mich auf deinen Kommentar oder deine Anmeldung zu meinem monatlichen Newsletter.
Comments