Die unverhoffte Champignon-Zucht
- sandra !
- 30. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Mai
Geschichten aus der Pilzkontrolle*

Die erste Pilzkontrolle der Saison ist immer etwas besonderes. Wie besonders, zeigte sich in dem Fall, als meine Kundin eintrat. Sie hatte mir bereits am Telefon erwähnt, dass sie einen Champignon vermute. Es gibt um die 60 verschiedene Champignonarten, darunter einige giftige und Champignons sind die am häufigsten verwechselten Pilze, welche zu schweren Vergiftungsfällen führen können. EInen grünen Knollenblätterpilz erwartete ich im Mai nicht wirklich, doch sollte es sich wirklich um einen Champignon handeln, musste ein Giftchampignon sicher ausgeschlossen werden. Ich stutzte, als ich den Blick auf den Pilz warf, er sah aus wie aus dem Supermarktregal – weiss, rund, fest im Fleisch. Beim Aufschneiden bestätigte sich die Gattung der Champignons, rosa Lamellen wurden sichtbar und der Pilz roch klassich nach Champignon, er zeigte keinerlei Gelbverfärbung, weitere Merkmale, mit welchen ich den Giftchampignon ausschliessen konnte.
Ich fragte genauer nach, woher sie den Pilz hätte:
Die Geschichte hinter diesem Pilz entpuppte sich als sehr witzig. Meine Kundin hatte in den letzten Wochen ihre Meerschweinchen mit Gemüseresten gefüttert – darunter auch ab und zu ein paar Stückchen Champignon. Neben dem Ganzjahresgehege lag Stroh.
Und genau dort, auf dem sauberen aber feuchten, leicht kompostierenden Stroh neben dem Meerschweinchenstall, wuchs Wochen später ein kleiner Champignon aus dem Boden – ganz ohne menschliches Zutun, einfach so. Weitere Champignons waren bereits in den Startlöchern!
Eine ungewollte Champignon-Zucht also? Genau genommen ja – auch wenn sie weder geplant noch gesteuert war. Der Pilz hatte einfach ideale Bedingungen gefunden: das richtige Nährmedium, eine feuchte Umgebung, die richtigen Temperaturen durch das Stallklima – und voilà!
Was wie ein kurioser Zufall klingt, zeigt in Wahrheit, wie faszinierend Pilze sind. Ihre Sporen können sich überall ausbreiten, und wenn das Umfeld stimmt, beginnen sie mit der Fruchtkörperbildung – also dem, was wir als Pilz sehen.
Natürlich muss man mit allen Pilzen vorsichtig sein, auch mit denen die „einfach so“ irgendwo wachsen oder "genau wie aus dem Supermarkt" aussehen. Die Pilzkontrolle ist da genau der richtige Weg – und in diesem Fall endete die Geschichte mit einem lauten Lachen, ein wenig Staunen und der Erkenntnis: Manchmal wachsen die besten Dinge genau dort, wo man sie am wenigsten erwartet, hier also direkt aus dem Meerschweinchenland.
*in "Geschichten aus der Pilzkontrolle" erzähle ich aus meinen Einsätzen als Pilzkontrolleurin. Immer mit dem Fokus des Lernens, Schmunzeln ist aber dennoch erlaubt.
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